Für die Kultur- und SozialrevolutionärInnen der frühen Sowjetunion konnte der Sinn der Revolution nicht allein in der Eroberung der politischen Macht bestehen. Die neue Gesellschaft hat nur insofern Berechtigung und Bestand, wenn sie auch eine neue Produktions- und Lebensweise hervorbringt. Die Frage danach, wie man im Kommunismus wohnen und zusammenleben sollte, gewann nach Ende des Bürgerkriegs und des Eintritts in die „Rekonstruktionsperiode“ und schließlich beim Bau neuer Städte im Zuge der Industrialisierung unmittelbare Aktualität. Der Vortrag erläutert die anfänglich starke Stellung der Wohnungsbaugenossenschaften in der Sowjetunion sowie die unterschiedlichen Typologien des Wohnens: vom Kollektiv-Haus, zu Kommune-Häusern bis zu Arbeitersiedlungen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Konzept der Wohnung des Übergangstyps, wie sie Moisej Ginzburg im sog. Narkomfin-Gebäude in Moskau 1928–1930 realisiert hat.